Sinnvolle Arbeit – danach sehnt sich wohl jeder: nach einer Tätigkeit, in der er sich selbst als wichtig und erwünscht erlebt. Das hat erstmal wenig mit sozialem Status zu tun oder mit der Höhe des Gehalts.

Beppo, der Straßenkehrer aus Michael Endes MOMO ist da wohl das beste Beispiel dafür:

„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt.

Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?

Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.

Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.“ (Michael Ende)

Sinnvolle Arbeit ist

  • erfüllbar: Der Auftrag ist klar und machbar. Ich kann mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln an Zeit, Geld und Fähigkeiten die Aufgabe erfüllen. Die Menschen, mit denen ich zusammen arbeite, arbeiten auch an diesem Ziel – oder boykottieren es zumindest nicht.
  • einsichtig: Ich weiß, weshalb ich das mache, was ich mache! Es gibt gute Gründe, diese Aufgaben zu erledigen – und ich kenne diese Gründe und bin auch der Meinung, dass es gute Gründe sind. Dann ist es gut, dass etwas sein muss und vielleicht auch anstrengend ist.
  • wertvoll: Durch die Erfüllung der Aufgabe schaffe ich etwas Wichtiges, etwas, das einen Wert hat! Und zwar einen Wert, der mit meinen persönlichen Werten zusammen passt.
  • nachhaltig: Sinnvolle Arbeit ist nie „für die Tonne“, nie nur Zeitvertreib oder Beschäftigungstherapie – sinnvolle Arbeit hat auch morgen noch Bedeutung.
  • sichtbar: Die Effekte meiner Arbeit kann ich „sehen“, ich kann stolz sein auf das, was ich gemacht habe.
  • machbar!

Sinnvolle Arbeit passt zu mir!

„Sinnvoll“ wird eine Arbeit dann, wenn sie zu mir passt, wenn ich das Set meiner individuellen Fähigkeiten, Werte und Kompetenzen auf die Bühne bringen kann. Deshalb ist es schlau, mir Gedanken darüber zu machen, was ich selbst wirklich richtig gut kann, was mir wichtig ist und was ich will.

Wofür begeistere ich mich? Wofür brenne ich – und warum eigentlich?

Was kann ich gut, was mache ich gerne – und dabei geht es nicht nur um das, was „in der Schule“ besonders gelobt und belohnt wird. Vielmehr geht es um das, was mich als ganzen Menschen ausmacht. Um da eine Antwort zu finden, kann es helfen, sich ehrlich die Frage zu stellen, was man eigentlich den ganzen Tag machen würde, wenn Geld keine Rolle spielen würde.

Sinnvolle Arbeit braucht das richtige Umfeld

Das, wovon ich begeistert bin, was ich wirklich! wirklich! machen will braucht Menschen und Strukturen, die das nähren. Ein Arbeitsumfeld, das mir das Gefühl gibt, mich auszuzehren, das mich erschöpft und traurig macht, ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der Ort, an dem es für mich Sinn macht, zu arbeiten. Sinnvolle Arbeit kann ich mir mit keinem Gehaltsscheck der Welt kaufen – besten Falls schön reden.

Und ja: Man kann sein Umfeld immer auch gestalten. Manchmal allerdings, ist es schlauer, das Umfeld zu wechseln und nicht auf Dauer zu hoffen und zu harren, zu leiden und zu warten, dass „es besser werden wird“. Das wird es von alleine nämlich nur selten. Wenn ich kein aufrichtiges JA! sprechen kann zu dem was ist und wie es ist, wird sich nichts ändern.

Auch wenn’s traurig macht: manchmal muss man weiter ziehen und ein bewusstes NEIN sagen zu dem, was man verlässt. Dann wird ein JA! möglich! Manchmal kann das bedeuten erstmal Nein! zu einer (vermeintlichen) Sicherheit zu sagen, damit das JA! zur eigenen Leidenschaft und zur eigenen Berufung hörbar werden kann. Zu diesem Prozess gehört es auch, sich selbst ehrlich der unangenehmen Frage zu stellen, was man damit vermeidet, wenn man „im Falschen“ verharrt – und sich dann zu entscheiden, ob man bereit ist, den Preis für dieses Verharren zu zahlen.

Sinnvolle Arbeit lässt mich Anerkennung erleben

Ich halte es für ein Gerücht, dass Menschen ohne wertschätzendes Feedback durch ihre Auftraggeber, ihre Kunden und fachlich kompetenten Anderen auf Dauer wirklich zufrieden arbeiten können. So wie der Applaus das Brot des Künstlers ist, so ist die zum Ausdruck gebrachte Anerkennung durch andere Menschen notwendig, um Sinn in der Arbeit zu finden.

Damit ich Anerkennung für das bekommen kann, was ich tue, muss ich das auch zeigen, es öffentlich machen, mich riskieren und manchmal auch ‚meinen Hut in den Ring‘ werfen. Das macht manchmal Angst: Ich könnte ja dafür kritisiert werden. Außerdem macht man das ja nicht! Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, die Arbeit gut zu machen, die eigenen Aufgaben verlässlich zu erfüllen. Das mag schon sein. Es ist sogar gut möglich. Dennoch: Wer sich nicht zeigt, kann nicht gesehen werden. Und das macht doch keinen Sinn, oder?

 

Sinnvolle Arbeit fällt nicht vom Himmel