Wie ticken Ehrenamtliche?

Ehrenamtliche Arbeit folgt einer anderen Logik als Erwerbsarbeit.

Ehrenamtliche/freiwillige Arbeit wird unentgeltlich, auf das Gemeinwohl bezogen und gemeinschaftlich im öffentlichen Raum ausgeübt.

Ehrenamt hat sich verändert (daher die Begrifflichkeit „Freiwilligen-Engagement“), die ehrenamtliche Arbeit findet heute unter veränderten Bedingungen statt:

  • eher flexibel und thematisch abgrenzbar in Projekten (als dauerhaft, als „Mädchen für alles“ in Organisationen) mit dem Willen konkrete Problemsituationen zu bewältigen/konkrete Menschen zu unterstützen
  • zeitlich begrenzt und überschaubar (als langjährig und „total“) und dennoch verbindlich und verantwortlich
  • bewußter (!) eigener Entschluss (statt „angefragt, gebeten, berufen“)
  • mit breit gefächerter und eigennütziger Motivation (statt aus Altruismus und Pflichtgefühl)
  • Forderung nach Teilhabe an Information (und Entscheidung) und nach Transparenz
  • noch immer ohne erwartbaren materiellen Gewinn und ohne direkte Gegenleistung, wohl aber auf Ausgleich angewiesen: Ehrenamt entzieht sich der Marktsphäre, es geht viel mehr um Teilhabe, Sinn und Lebendigkeit, Solidarität und Engagement.

Die Motivation ehrenamtlichen Engagements kennzeichnet sich durch die Mischung altruistischer und eigennütziger Motive, Ziele und Werte aus

Ehrenamtlichliches Engagement bindet sich – freiwillig – an Werte und Ziele, an ethische Überzeugungen und „die große Idee“

  • Wahrnehmen von gesellschaftlichen Missständen
  • Persönliches Berührt- und Betroffenheit: das innere Bedürfnis, sich zu engagieren und sich für das Gemeinwohl, das Wohlergehen (konkreter) Anderer und die „gute Sache“ einzusetzen
  • Wille, auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen Einfluss nehmen zu können

Ehrenamtliches Engagement ist in dem Sinn eigennützig, dass die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse eine wichtige Rolle spielt

  • Spaß und Freude
  • Bindung an Personen, mit denen eine gute Zeit verbracht wird – Zugehörigkeit und soziales Eingebundensein
  • Erfahren von Sinn und Lebendigkeit
  • Lernen wollen
  • Selbsterfahrung und persönliches Wachstum
  • Anerkennung und gestärktes Selbstwertgefühl

Das Eigeninteresse ehrenamtlicher Arbeit

Ehrenamtliche wollen IHRE Kompetenzen und ethische Überzeugungen einbringen, sie nutzen und weiterentwickeln, ihre Vorstellungen leben und individuelle Ziele in selbstgewählter Weise verwirklichen

Das veränderte Ehrenamt ist auch eine Reaktion auf die veränderte Arbeitswelt (Flexibilität. Mobilität, Fragmentierung, Digitalisierung)

Die Qualität der ehrenamtlichen Arbeit beruht auf der Motivation der Ehrenamtlichen, auf der Befriedigung ihrer Bedürfnisse und der Anerkennung, die sie durch ihre Tätigkeit gewinnen. 

 

Supervision für Ehrenamtliche I: Wie ticken Ehrenamtliche?