In den 1950er Jahren entwickelte Fritz Riemann seine Idee der „Grundformen der Angst“: Vier Grundimpulse, die die Persönlichkeit eines Menschen prägen und sein Verhalten bestimmen.

Wer dazu mehr wissen mag, kann  in einer Folge von SWR-Wissen mehr dazu hören oder auch bei simplify nachlesen.

Prinzipiell hat jeder Mensch die Impulse von Nähe und Distanz, von Dauer und Veränderung in sich. Nach Riemann sind sie jeweils die Antwort auf bestimmte Ängste: Distanz ist ein emotionales Grundbedürfnis, das auf die Angst vor Nähe reagiert – und Nähe ist das Bedürfnis, das auf die Angst vor dem Alleinsein, der Einsamkeit antwortet. Und auch Dauer und Veränderung sind die beiden Pole einer Skala: Das Bedürfnis nach Stabilität und Dauer ist die Antwort auf die Angst vor Veränderung – und das Bedürfnis nach Veränderung beantwortet die Angst vor Stagnation.

Die meisten Menschen haben eine besondere Vorliebe innerhalb dieser Matrix, lebt eine „Seite“ besonders deutlich – und gerne.

Bei Riemanns Schilderung kommt man leicht in die Versuchung, diese Prägungen als Defizit zu betrachten – dabei stecken in diesen Verortungen, Prägungen enorme Ressourcen. Christoph Thomann erweitert dieses Modell in den 1980er Jahren zu einem Beziehungsmodell und schlägt die Brücke zu einem wirklich ressourceorientierten Umgang mit diesen vier „Typen“.

Sinnvoll ist es, sich mit allen vier Polen auseinander zu setzen, eigene Vorlieben kennen zu lernen und die jeweils andere Seite – die sich zunächst vielleicht als unangenehm, als „das bin ich nicht“ – auszuprobieren und zu erkunden.

Durch dieses Erkunden, Auseinandersetzen und Ausprobieren kann es zur Versöhnung mit dem jeweils Anderen kommen, zu einer Integration des Anderen, das manche auch als Schatten bezeichnen: Wenn ich als sehr näheorientierter Typ den Pol der Distanz erkunde, werde ich diese Seite an mir kennen lernen, sie vielleicht auch lieben lernen und werde so „ganzer“, vollständiger. Ich bin nicht nur auf den einen Pol fixiert, sondern kann mich auch „ganz anders“ verhalten, „ganz anders“ wahrnehmen, denken, empfinden. Und: Ich werde dann mit großer Wahrscheinlichkeit die Menschen, die mit Vorliebe in diesem anderen Pol unterwegs sind, weniger ablehnen, sie werden mir weniger fremd – eben näher.

Ich habe dieses Riemann-Thomann-Modell mit vier Archetypen verbunden und sie den Polen dieser Matrix zugeordnet.

 

 

 

 

Das Modell von Riemann (2)