Dieser Artikel entstand für ein Experiment: Kann ich das was ich offline recht erfolgreich tue auch online? Ja. Ich kann.

Und warum sollten diese Texte und Übungen nicht jedem zugänglich sein, wäre doch schade!

In dieser zweiten Mail des lus.t-Experiments mag ich Dir von einem echten Luxusproblem erzählen: Von unglaublicher Langeweile im Whirlpool.

Es war ein Traum:

Ich, in einem Whirlpool. Der stand allerdings nicht in einer netten Saunalandschaft oder in einem tollen Hotel, sondern am Rand der Regnitz, mitten in Kleinvenedig in Bamberg.

Ein Whirlpool im Regnitzwasser.

Der Rand zur Fahrtrinne der Schiffe abgetrennt durch eine Leine mit Lampionen und Fähnchen, die als Bojen fungierten. Irgendwie Sandkerwa-Feeling…

Ein sattes, bequemes, durchaus angenehmes Leben, in dem mir sogar ab und zu ein pfiffiger Cocktail serviert wurde.

Das Problem war nur: Ich schaute aus diesem Whirlpool heraus sehnsüchtig den Segelschiffen zu, die auf der Regnitz vorbei kreuzten. Und in mir ganz klar das Wissen: Dort wo ich bin, will ich nicht sein! Aber auch so gar keinen Plan davon, wie ich aus diesem sicheren Whirlpoolhafen auf so ein Segelschiff kommen sollte.

Das war wirklich ein Traum und zwar einer, der mich heftig ins Nachdenken gebracht hat und mich schließlich auf die Spur gesetzt hat, ein bisschen weniger das zu machen, was sich anbietet, was vorbereitet und bequem ist – und ein bisschen mehr von dem, was ich eigentlich wirklich will. Nur: Was will ich eigentlich?

Was sind denn in meinem echten Leben die Segelschiffe, die Abenteuer und neue Entdeckungen versprechen?

Die kommen in meinem Leben – wie übrigens auch auf der Regnitz bei Kleinvenedig in Bamberg – nicht einfach so um die Ecke gefahren… Die muss ich suchen und wie ich bald gemerkt habe, auch erstmal selbst kaufen. Ich muss mich auf den Weg machen, zu entdecken, was mich lebendig macht und wo und wie ich Abenteuer erleben kann. Und dafür muss ich auch erstmal was investieren. Ohne so genau zu wissen, ob sich das lohnt – weil: Kenn ich mich mit Segelschiffen aus? Nö – aber ich wusste, dass ich eins wollte!

Gut deutsch sozialisiert wie ich nun mal bin, hab ich erstmal einen Segelschein gemacht. Übrigens durchaus auch wirklich 🙂 Für meine Sehnsucht nach Abenteuer hab ich allerdings auf ein anderes Projekt gesetzt: Meine Supervisionsausbildung. Zweifelsohne, das zweitgrößte Abenteuer meines Lebens.

Was ich nicht gemerkt habe: Das habe ich alles aus dem zwar todlangweiligen, aber doch sehr gemütlichen und v.a. sicheren Whirlpool heraus gemacht. Langweilig war mir dann nicht mehr, das Segelboot hatte ich allerdings nicht

Eigentlich ziemlich typisch: Da merkt eine, dass das eigene Leben nicht so ganz der Bringer ist und macht persönlichkeitsbildende Kurse, die eine Ausbildung und dann noch eine und noch eine und wenn’s dumm läuft halt noch eine. Das ist eine klasse Lösung: Man hat das Gefühl, man würde was an der misslichen Lage ändern, muss es aber so ganz grundsätzlich dann halt doch nicht. Eine perfekte Lösung. Vor allen Dingen für diejenigen, die diese Ausbildungen anbieten.

Von einem Erlebnis in dieser Ausbildung erzähle ich Dir in der nächsten Mail – Du kannst gespannt sein, wie die Geschichte von meinem „traumhaften“ Whirlpool und mir weiter geht.

Aber für heute zuerst noch eine Übung:

Der Whirlpool in meinem Traum ist eigentlich ein Symbol für die Komfortzone, in der man so lebt: Da fühle ich mich wohl und sicher, da kenne ich mich aus, weiß wie der Laden läuft (selbst, wenn das unerträglich sein sollte…). Hier gibt es keine unliebsamen Überraschungen. Es ist angenehm und ruhig. Und auf Dauer auch brandgefährlich!

Menschen sind nämlich nicht dazu gemacht, es sich auf Dauer bequem zu machen: Körper, Geist und Seele brauchen (Trainings-)Anreize und herausfordernde Aufgaben, die Entwicklung provozieren. Wahrscheinlich würde kein Kind laufen lernen, wenn alles, was es erreichen will, immer direkt zu ihm käme.

Diese Komfortzone besteht aus Gewohnheiten und Routinen, die Sicherheit im Außen versprechen.

Es macht Sinn, die eigene Komfortzone immer wieder ganz behutsam zu vergrößern und sich dieser Rituale, die man so tagtäglich hat, bewusst zu werden.

Es geht nicht darum, das GROSSE auf der Stelle zu wagen – eigentlich sind die kleinen Schritte da viel effektiver: Die vermeiden nämlich die große Angst und Panik – Panik ist der  größte Feinde des Lernens und der Entwicklung.

Aber stell Dich ruhig der kleinen Angst, dem Unwohlsein, dem flauen Gefühl im Magen!

Wage kleine Experimente, kleine Schritte an die Grenze der Komfortzone – und vielleicht darüber hinaus in die Lernzone. Steig aus dem Whirlpool und setz Dich auf seinen Rand. Guck mal, was da so außerhalb an Interessantem passiert! Mach da neue Erfahrungen und hab Spaß daran, Dich auszuprobieren!

Tue das, wovor Du Angst hast und der Tod Deiner Angst ist sicher!
Ralph Waldo Emerson

Such Dir eine Herausforderung aus, um Deine Komfortzone ganz behutsam zu erweitern:

  • Sprich jemanden an, mit dem Du noch nie geredet hast. Einfach so, nur um ihn kennen zu lernen und um auszuprobieren, wie sich das anfühlt. Wenn Dir die Schuhe einer Kollegin gefallen – sag’s ihr einfach…
  • Mach etwas, sag etwas, was bewusst anders ist, als das, was „man“ so macht: Fall auf mit dem was Du da anders tust: Manchmal reicht es schon, nur ein bisschen freundlicher und warmherziger zu grüßen – es muss nicht immer der außergewöhnliche Hut sein, den Du „völlig unpassend“ aufsetzt oder die Pippi Langstrumpf-Perücke, mit der Du durch die Fußgängerzone läufst… Ein völlig „unpassendes“ Lächeln in gestresster Runde kann Wunder wirken…
  • Setze Dir ein konkretes Ziel, das Du verwirklichen willst: Such Dir eine kleine Sache (oder auch ’ne größere…), die Du willst – und sprech‘ das aus. Trau Dich, etwas zu wollen!
  • Bitte jemanden um Unterstützung. Menschen ist so gepolt, dass sie gerne helfen, wenn man sie darum bittet… doch! wirklich!
  • Mach mal was alleine anstatt mit anderen zusammen und freu Dich über das, was dabei herauskommt: Übernimm für eine Aufgabe ganz alleine die Verantwortung!
  • Wenn Du Fehlerfreundlichkeit lernen willst, probier doch mal, bewusst unperfekt zu performen und sei gespannt darauf, was passiert, wenn das andere Leute mitbekommen…
  • Erzähl einem Anderen, wie es Dir wirklich! geht…

Probiere einfach mal sowas aus – und sei neugierig, wie es Dir damit geht und auf welche Ideen Du dabei kommst. Mach’s noch heute – oder gleich morgen 🙂

Und: Wenn Du Dich bewusst entscheidest das nicht zu tun – was vollkommen in Ordnung ist! – dann spür mal hin, wie es Dir damit geht: Was ist das Schöne daran, in der Komfortzone zu bleiben und das, was Du tust, so zu tun wie immer!

Übrigens: In dem online-Kurs „Lerne unperfekt sein. Tu’s“ gibt es eine ganze Reihe solcher Vorschläge zum Experiment.

Aber jetzt bin ich neugierig: Was sind für Dich wirkliche Herausforderungen?

Wenn Du magst, schreib es hier in die Kommentare oder schreib mir eine Email.

 

 

Der Whirlpool